Dokumentation
Sprechen über Geschichte: Die Mahnmale und Gedenksteine, die Grundmauern und Verbrennungsstätten, das Meer von Findlingen in Treblinka, die überwachsene Selektionsrampe am Bahnhof von Sobibor - all dies ist nicht Geschichte selbst. Es sind allenfalls ihre Spuren. Und es ist eine zweite „ecriture", die der Mensch nach dem Inferno über die Landschaft gezogen hat: eine ästhetische Zeichenwelt, die - gleich, ob sie das Vorgefundene im Rohzustand belassen oder ihm Signaturen und Symbole hinzugefügt hat - über Geschichte redet, Erinnerung oder Verdrängung, Beschwören oder Schweigen „darstellt". Über den Todeszonen breitet sich eine zweite Landschaft aus: unser Verhältnis zur Geschichte. Keine ästhetische Bearbeitung dieser Geographie holt ihre historische Realität ein - umgekehrt tritt uns gerade aus der Alltäglichkeit des Bahngeländes im heutigen Treblinka, aus einer eintönigen Winterlandschaft jenseits der Lagertore, aus der abendlichen Stille an den Ufern der Weichsel bei Chelmno, aus den Bildern einer Kleinstadtidylle, die Auschwitz heißt, ein Erschrecken entgegen: als könne keine Gegenwart sein, solange es eine Erinnerung an diese Vergangenheit gibt. Die Kamera zeigt, halb verdeckt vom Grün der Bäume am Bahndamm, ein Stationsschild: Treblinka. Wir blicken es ungläubig an: Es ist wirklich nur ein Stationsschild."
sonntag, 26. januar, 15:00
sonntag, 02. februar, 15:00