Vortragsreihe kritische Psychologie
Vortragsreihe kritische Psychologie
Michael Zander – Steuert Sprache unser Denken und Handeln? Politik, Linguistik und Psychologie im Leitfaden „Was tun? Sprachhandeln – aber wie?“
Die Thesen von Lann Hornscheidt (HU Berlin) zur Schaffung einer geschlechtergerechten Sprache wurden 2014 in der Presse – abgesehen von Diffamierungen seitens der radikalen Rechten – kontrovers, aber sachlich diskutiert. Im Mittelpunkt stand die Genderung per „X“. Übersehen wurde, dass derartige Vorschläge eingebettet sind in eine umfassende Theorie sprachlicher Diskriminierung, nicht nur in Bezug auf Gender, sondern z.B. auch auf Behinderung. Der Vortrag analysiert die Prämissen des z.T. psychologisch argumentierenden Sprachleitfadens „Was tun?“. Hinterfragt wird die Annahme eines deterministischen Zusammenhangs zwischen Sprache, Denken und Handeln. Ein in der linken Szene zunehmender Gebrauch quasi-psychologischer Begriffe (aktives Zuhören, Trigger-Warnung, awareness etc.) scheint auf ähnlichen Voraussetzungen zu beruhen wie die genannte Theorie.
Vortrag am Donnerstag, 25. Juni um 19 Uhr
Christina Kaindl – Emotionale Mobilmachung? Gefühle im Neoliberalismus zwischen Markt, Selbstverwirklichung und Erschöpfung
Vortrag am Donnerstag, 11. Juni um 19 Uhr
Christine Kirchhoff – Gesellschaftskritik und Psychoanalyse
Theodor W. Adorno bezeichnete die Psychoanalyse als die einzige Psychologie, „die im Ernst den subjektiven Bedingungen der objektiven Irrationalität nachforscht“. Im Vortrag soll es darum gehen, diese Feststellung zu entfalten und auf ihre Voraussetzungen und Konsequenzen zu befragen.
Was heißt hier objektiv? Warum ist diese irrational? Was wäre demgegenüber rational? Ist Gesellschaftskritik auf Psychoanalyse verwiesen und warum? Warum ist die Psychoanalyse – zumindest der Möglichkeit nach – eine kritische Theorie? Warum ist es überhaupt wichtig, sich auch mit der individuellen Ver- und Bearbeitung gesellschaftlicher Verhältnisse zu befassen?
Zunächst wird es also mit Marx und kritischer Theorie darum gehen, was unter gesellschaftlicher Objektivität zu verstehen ist (Begriff der Gesellschaft, Verselbständigung, Verkehrung, Wert- und Subjektform).
Was heißt hier objektiv? Warum ist diese irrational? Was wäre demgegenüber rational? Ist Gesellschaftskritik auf Psychoanalyse verwiesen und warum? Warum ist die Psychoanalyse – zumindest der Möglichkeit nach – eine kritische Theorie? Warum ist es überhaupt wichtig, sich auch mit der individuellen Ver- und Bearbeitung gesellschaftlicher Verhältnisse zu befassen?
Zunächst wird es also mit Marx und kritischer Theorie darum gehen, was unter gesellschaftlicher Objektivität zu verstehen ist (Begriff der Gesellschaft, Verselbständigung, Verkehrung, Wert- und Subjektform).
Vortrag am Donnerstag, 28. Mai um 19 Uhr
Literaturdonnerstag zum Mitmachen
Bücher und Texte zum Thema Kritische Psychologie können mitgebracht und besprochen werden, Gedanken ausgetauscht, verknüpft und weitergesponnen werden… ein offener Abend für Interessierte.
Donnerstag, 7. Mai um 19 Uhr
Diagnose: Gesellschaftlich Unbrauchbar mit Aussicht auf Heilung
Analyse und Kritik der heutigen Psychiatrie in ihrer Parteilichkeit für die herrschenden bürgerlich-kapitalistischen Verhältnisse
Im Vergleich zwischen denjenigen, die tagtäglich fröhlich mitmachen, ihre kapitalistische Verwertung als Bewährungsprobe betrachten und auf die nicht ausbleibenden Misserfolge mit einer Anpassung ihrer Erwartungen und Intensivierung ihrer Anstrengungen reagieren und denjenigen, die dies nicht (mehr) können oder wollen, kommen Psychologie und Psychiatrie zum tautologischen Schluss: Verrückte sind nicht normal, da sie nicht sind, wie es sich gehört.
Die von Psychologie und Psychiatrie betriebene ideologische Verklärung des existierenden Klassenverhältnisses und der dazugehörigen Staatsgewalt, unter dem Label der Normalität, lässt nicht mehr die Frage zu, ob die bestehenden Verhältnisse überhaupt etwas für die Interessen und Bedürfnisse der Menschen taugen und ob es vernünftig ist, sich zum Mittel von Kapital und Staat zu machen.
Die von Psychologie und Psychiatrie betriebene ideologische Verklärung des existierenden Klassenverhältnisses und der dazugehörigen Staatsgewalt, unter dem Label der Normalität, lässt nicht mehr die Frage zu, ob die bestehenden Verhältnisse überhaupt etwas für die Interessen und Bedürfnisse der Menschen taugen und ob es vernünftig ist, sich zum Mittel von Kapital und Staat zu machen.
Vortrag am Donnerstag, 2. April um 19 Uhr
Klaus Weber – Adolf Hitler, ‚Mein Kampf‘ und die Psychologie
Um es vorweg zu sagen: Für PersönlichkeitspsychologInnen ist Hitler ein „gefundenes Fressen“. Es gibt haufenweise Material über ihn, quasi alle seine Handlungen, seine Reden und seine Schriften sind verfügbar. Kaum ein Tag seines Lebens (mit größeren blinden Flecken seiner Kindheit und Jugend), der nicht dokumentiert wäre. Mindestens fünf renommierte Historiker haben tausendbändige Biografien über ihn und sein Tun geschrieben.
Wenn die Kritische Psychologie recht hat mit der Grundannahme, dass die Begründungen für subjektives Handeln gemeinsam mit den handelnden, denkenden und fühlenden Menschen erarbeitet werden können, dann wäre bei Hitler genügend Material vorhanden, um verstehen zu können, wie sich Person, Strukturen und Verhältnisse auf eine Art und Weise verändert haben, dass so etwas wie „Faschismus“ mit Hitler möglich wurde.
Wenn die Kritische Psychologie recht hat mit der Grundannahme, dass die Begründungen für subjektives Handeln gemeinsam mit den handelnden, denkenden und fühlenden Menschen erarbeitet werden können, dann wäre bei Hitler genügend Material vorhanden, um verstehen zu können, wie sich Person, Strukturen und Verhältnisse auf eine Art und Weise verändert haben, dass so etwas wie „Faschismus“ mit Hitler möglich wurde.
Vortrag am Donnerstag, 5. März um 19 Uhr
Robin Iltzsche – Die Psychiatrie im Neoliberalismus. Geschichte und Kritik der ‚Sozialpsychiatrie‘
Seit den 1960er Jahren gibt es zahlreiche Veränderungen in der psychiatrischen Versorgungslandschaft, die oft als die zweite „Befreiung von den Ketten“ dargestellt wird. Der Vortrag wird einen kurzen Überblick über die wesentlichen Veränderungen und Prozesse dieser „sozialpsychiatrische Wende“ geben und dabei versuchen, Merkmale einer neoliberalen Psychiatrie aufzuzeigen. Während zwar der Fokus auf den pharmakologischen, nosographisch-diagnostischen und strukturellen Veränderungen der Psychiatrie gelegt wird, soll auch der sich parallel vollziehende Wandel der Antipsychiatrie-Bewegung hin zu einer Selbsthilfe-Bewegung beschrieben werden.
Vortrag am Donnerstag, 26. Februar um 19 Uhr
Ariane Brenssell – Trauma politisch verstehen. Ansätze aus der kritischen Psychologie
Möglichkeiten, Gewalt zu verarbeiten, werden in der Traumafachdebatte zunehmend auf Fragen der Neurobiologie und der individuellen Fähigkeiten und Bewältigungsmöglichkeiten (Resilienz, Vulnerabilität) reduziert. Diese vorherrschenden Traumakonzepte haben allerdings Grenzen, wie ich am Beispiel von Trauma durch sexualisierte Gewalt diskutieren möchte. Denn sexualisierte Gewalt ist individuell und gesellschaftlich, persönlich und politisch zugleich.
Vortrag am Donnerstag, 12. Februar um 19 Uhr
Katrin Reimer – Zur Kritik des Vorurteils
Die Kritische Psychologie blickt auf eine lange Geschichte der Auseinandersetzung mit sozialpsychologischen Konzepten und Methoden zurück, die auch Grundlage aktueller Leitvorstellungen (Vorurteile, Stereotype, Diskirminierung…) und Studien (rechtsextreme Einstellungen, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit) sind, die in antifaschistischer und rassismuskritischer Praxis relevant sind. Die „Kritik des Vorurteils“ zielt vor diesem Hintergrund sowohl auf ideologische Denk- und Praxisformen als auch auf eine (vorherrschende) wissenschaftliche Forschungsstrategie, die wesentliche Dimensionen ihres Gegenstandes verfehlt.