„Stau – Jetzt geht‘s los“ (1992)
Filmvorführung und Zeitzeugengespräch
26.04. | 18:30
Der Regisseur Thomas Heise hatte im Jahr 1992 im ersten Teil seiner dreiteiligen Dokumentarfilmreihe junge Neonazis aus Halle-Neustadt vor die Kamera geholt, um sie bei ihren Lieblingsbeschäftigungen – Saufen, Grölen und Pöbeln – zu filmen. Heraus kommt eine beeindruckend triste und aussichtslos erscheinende Alltagswelt von Nazis in den frühen Neunzigern bei dem die Grenzen zwischen organisierten Neonazis und Anwohner*innen verschwimmen.
Der Film verschweigt allerdings die Gefährlichkeit der Nazis indem er sie in langatmigen Szenen davon erzählen lässt, wie schwer sie es in Halle haben, weil die Linken so übermächtig seien. Dass es auch in Halle massive Angriffe von Seiten der Protagonisten dieser Doku mit z.B. einem späteren Todesopfer im Saalekreis gab, wird in diesem Film nicht thematisiert. Unter anderem deshalb kam es bei der Premiere des Films am 03.10.1992 zu heftigen Auseinandersetzungen um das damalige Kino 188 in Halle. Es folgten aufgeregte Diskussionen zwischen regionalen Antifagruppen und dem Regisseur, die ebenfalls ein beindruckendes Zeugnis der naiven Beschäftigung zahlreicher Filmemacher*innen mit Neonazis in den 1990er Jahren sind.
Zu Beginn wird es eine kurze Einordnung des Films und der damaligen Auseinandersetzungen geben. Im Anschluss wird ein Beteiligter der Ereignisse für Fragen und Diskussionen zur Verfügung stehen.
Zusätzlich wird ein kurzer Bonusfilm gezeigt der in einer späteren Materialsammlung Heises erschienen ist und in dem ein Teil der heftigen Auseinandersetzungen am Abend der Uraufführung des Films zu sehen ist.